top of page

Mit VUCA Krisen meistern


VUCA Excellence entwickeln und Chancen nutzen

©Andreas Skuin, veröffentlicht 27.10.2020, revidiert 02.01.2021

www.computerwoche.de/a/vuca-excellence-entwickeln-und-chancen-nutzen,3550006

Um VUCA Excellence für den Umgang mit VUCA-Situationen zu entwickeln sind Führungskräfte gefordert ihre Rolle und ihr Verhalten perspektivisch neu zu betrachten.

Mit der Corona Pandemie erfahren wir Umstände geprägt von dynamischen Interdependenzen über verschiedenen Ebenen hinweg deren Auswirkungen nicht vorhersehbar sind (Komplexität). Informationen, Erkenntnisse sowie Zusammenhänge die wir dabei erfahren sind oft widersprüchlich oder mehrdeutig (Ambiguität). Aussagen zu weiteren Entwicklungen können schwierig sein, da mit Überraschungen zu rechnen ist (Unsicherheit). Zudem erleben wir starke und schnelle Schwankungen in unterschiedlichen Bereichen, welche nur schwer einschätzbar sind (Volatilität).

Die VUCA-Welt

Das Akronym VUCA steht für Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity und dient als Rahmenkonzept aktuelle wie auch zukünftige Umstände mit seinen spezifischen Parametern einzuordnen und zu beschreiben. Es unterstützt Führungskräfte VUCA-Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven transparenter zu erfassen und zu verstehen, hieraus Handlungsalternativen zu erarbeiten, um bestmögliche Entscheidungen treffen zu können und Chancen zu nutzen. Entscheidungen unterliegen dabei ständig eines Abgleichs mit der aktuellen Situation, einer flexiblen Anpassung und kurzfristigen Umplanung, wenn die Situation neu bewertet werden muss.

Die Corona-Pandemie bietet eine fast perfekte Vorlage für die bestehende VUCA-Welt schöner könnte es fast nicht sein. Jedes Unternehmen erlebt mit seinen Mitarbeitern seit einigen Monaten VUCA in seinem spezifischen Umfeld in unterschiedlichen Situationen ganz individuell und sehr bewusst. Dabei befinden sich die Unternehmen durch die Globalisierung und Digitalisierung schon seit langem in der VUCA-Welt, es wurde nur nicht in allen Bereichen so deutlich. Durch das Erleben der Auswirkungen durch die Corona-Pandemie, entsteht bei Führungskräften wie Mitarbeitern ein erhöhtes Bewusstsein für VUCA. Mit der damit verbundenen erhöhten Bereitschaft für Veränderung, eröffnet sich die Chance zu beschleunigten innovativen Entwicklungen im gesamten Unternehmen.

Um diese Veränderungsbereitschaft vorteilhaft zu nutzen, spielen Führungskräfte im Umgang mit bestehenden wie zukünftigen VUCA-Situationen sowie der Faktor Zeit eine maßgebliche Rolle. Unternehmen, die diese Gegebenheit nicht erblicken und notwendige Entscheidungen nicht beizeiten treffen, versäumen die Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

Akzeptieren und Annehmen

Das Erfassen von VUCA-Situationen und den proaktiven Umgang mit ihnen im Sinne von VUCA Excellence virtuos zu praktizieren, gehört wahrscheinlich zu den größten Herausforderungen für Führungskräfte. Um VUCA Excellence für den Umgang mit VUCA Situationen zu entwickeln sind Führungskräfte gefordert ihre Rolle und ihr Verhalten perspektivisch neu zu betrachten (s. Abb. 1).

grafik2.png

Abb. 1 Perspektiven für Führungskräfte im Prozess zu VUCA Excellence (A. Skuin)

Um VUCA als Rahmenkonzept unterstützend nutzen zu können, ist es für Führungskräfte bedeutsam VUCA mit seinen ständigen Veränderungen bei zunehmender Dynamik als gegeben zu akzeptieren und anzunehmen. Es dient als Voraussetzung, um VUCA-Situationen aus der Metaebene mit seinen Wechselwirkungen „objektiv“ zu beobachten, um für das bestehende System eine erhöhte Transparenz zu schaffen und unterschiedliche Szenarien zu betrachten. Führungskräfte schaffen damit für sich die notwendige Distanz und Ruhe die Perspektiven der Mitarbeiter einzubeziehen, bestehende Ressourcen sowie Informationen zu berücksichtigen sowie mögliche Handlungsalternativen abzuwägen und reflektiert (Team-) Entscheidungen zu treffen.

Kontextgerecht Führen in VUCA
 

Mit dem Akzeptieren von VUCA, verstehen Führungskräfte, dass es keine VUCA-Situation geben wird, welche der Nächsten gleicht und der Kontext jeweils anders sein wird. Um die Chancen durch VUCA und die Potenziale der Mitarbeiter zu nutzen, muss sich die Führung entsprechend dem Kontext der jeweiligen Situation anpassen. Führungskräfte sind gefordert ein Repertoire an Führungsstilen von direktiv und transaktional, bis hin zur transformationalen Führung einzusetzen und damit Ambidextrie zu leben. In der Umsetzung schwankt dies von Mitarbeitern den Rahmen zur Autonomie und Entwicklung der eigenen Kompetenzen und Selbstwirksamkeit zu geben, bis hin bei Bedarf durch klare Entscheidungen Orientierung und Sicherheit zu vermitteln.

Akzeptanz findet diese Art der Führung allerdings nur, durch wertschätzenden Umgang und Begegnung auf Augenhöhe zwischen Führungskraft und Mitarbeitern. Findet sich die Akzeptanz, dann entwickelt sich Führung in der Interaktion und im Zusammenwirken mit den Mitarbeitern zu einem Lernprozess welcher enorme Potenziale der Veränderungen und Innovation für die Organisation freisetzt (Freyth & Baltes 2017).

Vision, Strategie, Sinn und Ziele

Die Vision dient dazu die Zukunft vorauszudenken und einen Rahmen zu schaffen, um Schlüsselprioritäten zu identifizieren und daraus Strategien zu entwickeln. Strategien sind für VUCA bedeutsam, denn sie helfen, “discipline our thinking in order to deal with the complexity and volatility of the strategic environment and the changes and continuities, issues, opportunities, and threats inherent to it” (Yarger 2006: 2). Strategien unterstützen den Blick aus der Metaebene und dienen Führungskräften als Leitlinie zur Reflexion bei ihren Entscheidungen, dem Entwickeln von Zielen und Mitnehmen von Mitarbeitern.

Bewusst eingesetzt, erwirken Ziele als Träger bei Mitarbeitern Potenziale, wie:
 

  • Veränderungsbereitschaft,

  • hohes Engagement,

  • Planungskompetenz,

  • Lernbereitschaft,

  • autonomes Agieren und

  • Übernehmen von Verantwortung.
     

Mit dem Verständnis für Sinnhaftigkeit und die Wirksamkeiten im Rahmen des High Perfomance Circle bieten Ziele dann eine Trägerfunktion für die notwendige Agilität im Umgang von VUCA-Situationen (Skuin 2019).

Selbstführung, Reflexion und Entwicklung

Führen beginnt immer bei sich selbst und verbindet sich stark mit Verantwortung und Klarheit über sich selbst. „Um diese Klarheit zu erhalten, bedarf es einer ausgiebigen Selbstanalyse und eines ausgeprägten Bewusstseins darüber, warum Sie eine Führungskraft geworden sind, was Sie motiviert und ausbremst und wie Sie sich verändern möchten.“ (Fuhrmann 2018: 73).

Der eigene Umgang mit VUCA und wie Führungskräfte dies Vorleben wirkt sich auf die Haltung der Mitarbeiter deren Handeln unmittelbar aus. Denn, ob man es will oder nicht, Führungskräfte werden von Mitarbeitern in der einen oder anderen Art als Vorbild angesehen. „Die Vorbildfunktion von Führungskräften ändert sich: Vom Alles-Wissenden zum vorbildlichen Lernenden, der Mitarbeiter ermutigt, sich auch immer wieder auf die Lerntreppe zu begeben und Neues kennen zu lernen. Vom inhaltlich stets kompetenten Vorgesetzten zu jemandem, der als Lernbegleiter mit den Mitarbeitern gemeinsam das neue Terrain erkundet und dabei hilfreiche Reflexions- und Lernschleifen anbietet. Von jemandem, der durch scheinbare Souveränität und Sicherheit die Mitarbeiter entmutigt, eigene Unsicherheiten und Schwächen einzugestehen, zu einem Ermutiger, sich aktiv den Unsicherheiten und Risiken der VUKA-Welt zu stellen“ (Freyth & Baltes 2017: 393).

Führen im Kontext des VUCA-Umfelds als Prozess gesehen, verbunden mit Selbstreflexion und Selbsterkenntnis, ermöglicht das Entwickeln weiterer Fähigkeiten, erhöht dabei die Selbstwirksamkeit wie auch die persönliche Resilienz und macht schnelle Entscheidungen möglich.

Um VUCA Excellence zu erreichen wird Zeit benötigt und das persönliche Bekenntnis von Führungskräften, die dabei entstehenden Herausforderungen anzunehmen. Es bedarf zudem der bewussten Entscheidung seitens der Geschäftsleitung, Führungskräfte bei dem Entwicklungs- und Lern-Prozess aktiv zu fördern. Starke und krisenerfahrene Führungskräfte können dabei unterstützen diese Prozesse zu beschleunigen. Die aktuellen Zeiten bieten die besten Chancen mit bisher unerfahrenen Führungskräften für den Umgang mit VUCA schnelle Erfolge zu erzielen und gestärkt aus der Krise herauszukommen.

Literatur

Fuhrmann B. (2018) Führungspersönlichkeit: Bewusstsein schärfen, Führungsklarheit gewinnen und Willensstärke ausbauen. In: Stark führen. Springer Gabler, Wiesbaden

Freyth A., Baltes G. (2017) Veränderungsintelligenz auf individueller Ebene Teil 2: Persönliche Agilität und agiler führen. In: Baltes G., Freyth A. (eds) Veränderungsintelligenz.

Skuin A. (2019) Warum sich Zielvereinbarungen lohnen, www.cio.de/a/warum-sich-zielvereinbarungen-lohnen,3547038? (Seen 20/11/11)

Yarger H.R. (2006) Strategic Theory for the 21st Century - The little book on big strategy. CreateSpace Independent Publishing Platform, 2006

bottom of page